LINDE – Tagebuch

Oberpindhart, Deutschland — 2005

Ich befand mich auf La Palma als mich ein reizvoller Auftrag ereilte:

Josef Huber – Inhaber eines  Garten und Landschaftsbau Betriebes in Oberpinthart in Niederbayern – bat mich 2 ausgehöhlte  Stammteile einer Linde zu bearbeiten.

Das Besondere an dem Auftrag war die Aufgabe sowohl eine Skulptur, als auch  eine angemessene Farbgestaltung an den Holräumen der Stämme zu realisieren.

Was ich vorher nicht wusste war das Alter dieses ehrwürdigen gefällten Baumes: Es wurde auf ca. 1000 Jahre geschätzt. Das flößte mir von vorneherein Respekt und Ehrfurcht ein!

Die acht Wochen Arbeit an den Stämmen sind nur schwer zu beschreiben. Jeden Tag atmete ich den Geruch der Spähne und den Staub des nach Weihrauch duftenden gefällten Zeitzeugen ein.  Jeden Tag versuchte ich “seinen” Lebenszeitraum immer wieder neu zu ermessen: Er umfasste u.a. die Hochblüte der arabischen Kultur in Spanien – Mozart – Goethe – Napoleon – 2 Weltkriege allein in dem letzten Jahrhundert. All dies – so empfand ich – lag im Weltenäther, so auch in diesem 1000 Jahre alten Zeitzeugnis

Ich versuchte so wenig wie möglich an den schon gewachsenen Formen zu verändern. Die Kettensäge wurde sparsamst verwendet und hauptsächlich von dem Stechbeitel  und dem Klöppel Gebrauch gemacht. Die Schleifarbeit wurde zum größten Teil mit der Hand getätigt. Einer Belohnung gleicht, die geschliffenen Flächen mit Leinöl abschließend einzulassen.  

Dann folgte das spannende Abenteuer der Farbgestaltung:

Ich wagte mich daran den ausgehöhlten Innenraum der Stämme zu grundieren. Im Weiteren verwendete ich Lederpapier, welches mir für die mir vorschwebende Komposition als geeignet erschien. Ich beklebte damit einige Partien der Innenflache. Die Farbgestaltung war schlussendlich der letzte Akt des Prozesses.

So entstanden 2 Bildskulpturen.

Ich verdanke dieses Wagnis dem stets vor Energie und Begeisterung sprühenden Josef Huber. Mit der gleichen Hingabe und Leidenschaft mit der er den Landschaftsbau betrieb, förderte er in jeglicher Hinsicht die Kunst! Sein Firmengelände war zugleich ein Skulpturenpark. Regelmässig fanden Vorort  auch Seminare und Ausstellungen statt. Durch seinen frühen Tod hat die Umgegend einen tatkräftigen Förderer der Kunst und Kultur verloren.

Subscribe
Notify of

0 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
0 0 votes
Page Rating
0
Would love your thoughts, please comment.x
()
x