Es war im Januar 2023 da beschäftigte mich die Frage, welche zerstörerische Macht und Gewalt Worte auszuüben vermögen. Gerade endete eine Pandemie, welche hauptsächlich eine Pandemie der Worte war, da begann ein Krieg auf europäischen Boden. Erneut wurde mit Worten nicht gespart, welche erbarmungslos die Menschen spalteten und Unwahrhaftigkeiten, Dunkelheit und Angst verbreiteten
Wo war es noch zu finden dieses schöpferische Urwort, welches einst das Leben und das Licht der Menschen war?
Ich empfand in der Vertiefung in den Prolog des Johannesevangeliums—vor allem der Anfangssätze Im Urbeginne war das Wort—einen ungeheuren Kraftquell.
Etwa zur selben Zeit erinnerte ich mich vage an Nelly Sachs Gedicht; Völker der Erde. Ich suchte und fand diese Zeilen und unvergesslich tief und eindringlich drang erneut dieser Aufruf in mein Inneres – dessen Inhalt mir aktueller, denn Jeh erschien:
Völker der Erde
Ein Gedicht von Nelly Sachs
______________
Völker der Erde
ihr, die ihr euch mit der Kraft der unbekannten
Gestirne umwickelt wie Garnrollen,
die ihr näht und wieder auftrennt das Genähte,
die ihr in die Sprachverwirrung steigt
wie in Bienenkörbe,
um im Süßen zu stechen
und gestochen zu werden –
Völker der Erde,
zerstöret nicht das Weltall der Worte,
zerschneidet nicht mit den Messern des Hasses
den Laut,
der mit dem Atem zugleich geboren wurde.
Völker der Erde,
O dass nicht Einer Tod meine,
wenn er Leben sagt –
und nicht einer Blut,
wenn er Wiege spricht –
Völker der Erde,
lasset die Worte an ihrer Quelle,
denn sie sind es, die die Horizonte
in die wahren Himmel rücken können
und mit ihrer abgewandten Seite
wie eine Maske dahinter die Nacht gähnt
die Sterne gebären helfen –
Sowohl Die Anfangsworte aus dem Johannesevangelium als auch Sachs Gedicht sollten die Grundlage einer Installation bilden.
So entstand zunächst ein Triptychon in dessen mittleren Teil das Wort Logos in altgriechischen goldenen Buchstaben auf schwarzen Sand zu sehen ist. Der Boden der beiden keilförmigen Flügel ist mit angesengten Buchseiten beklebt, Ausdruck für eine Bücherverbrennung. Über den Flügel ist eine durchsichtige Folie gespannt auf die Das Gedicht Völker der Erde geschrieben steht.
Das fertige Werk wurde aufgestellt und entstand der Wunsch das Gedicht bei laufender Kamera aufzusagen. Im Hintergrund ist ein Russisch-orthodoxer Chor zu hören, welcher mich während meiner Arbeitszeit begleitete.
Im Rückblick entscheidend, war der darauffolgende Tag: Es reifte in mir der Entschluss, dieses wunderbare Gedicht in viele Sprachen übersetzen zu lassen und es in der ganzen Welt als Gegengewicht zu Unwahrheit und Krieg zu verbreiten. Jene Persönlichkeit, welche dies dann letztendlich ermöglichte, war Frau Christine Howard (Südafrika/ Berlin), welche nicht nur die englische Version erarbeitete und aufsagte, sondern in akribischer klein—und Feinarbeit die filmisch-technische Bearbeitung übernahm und dafür sorgte, dass der erste Film zunächst in zwei Sprachen sich in Deutschland und dem südafrikanischen Raum verbreitete. Ihr gilt mein besonderer Dank.
In den nächsten Tagen folgte von Frau Ingrid Vereia Casals (La Palma) die spanische Version. In tagelanger Arbeit und gegenseitiger Absprache gelang eine hervorragende spanische Version. Dank ihres wunderbaren Einsatzes wuchs das Gesamtkunstwerk und wurde sogleich ins spanische und südamerikanische Netz gestellt.
Besonderen Umstände waren es zu verdanken, dass ein Kontakt zu Anna Cussinskaia-Diekamp (Moskau Russland) hergestellt werden konnte: Sie besorgte eine Übersetzung des Sachs- Gedichtes von: Herrn Vladimir Mukaschevitsch und sprach den Text auf.
Ein Gleichgewicht war selbstverständlich: So erschien auch eine ukrainische Version übersetzt von Frau Svitlana König (Berlin/Ukraine)
Ihnen allen ist es zu verdanken, dass dieses Gesamtkunstwerk über die ganze Welt bereits schon über 3309-mal im Netzt angeklickt wurde.
Die Reaktionen und Kommentare waren überwältigend und zeigen auf, wie sehr es notwendig ist, mit dem friedlichen Werkzeug der Kunst für die Wahrheit, den Frieden und das Leben zu kämpfen!
Andreas Hahn
ENGLISH
How the Easter videos came about
It was January 2023 and I was preoccupied with the question of the destructive power and violence that words can exert. A pandemic, which was mainly a pandemic of words, had just ended when a war began on European soil. Once again, words were not spared, mercilessly dividing people and spreading falsehoods, darkness and fear.
Where is this primordial creative Word, which once upon a time, was the life and light of mankind, still to be found?
As I immersed myself in the prologue to the Gospel of John – especially the opening sentences In the beginning was the Word – I felt a tremendous source of strength.
At about the same time, I vaguely remembered Nelly Sachs’ poem; Peoples of the Earth. I searched for and found these lines and once again this call penetrated my inner being with unforgettable depth and urgency – the content of which seemed more relevant to me than ever:
People of the Earth
A poem by Nelly Sachs
Translated by Christine Howard
______________
People of the earth
you who entwine yourselves
like spools of thread,
in the power of unknown stars,
you who sew and then unravel the stitching,
you who enter the confusion of speaking
as in hives of bees
to sting in the sweetness
and get stung.
People of the earth,
do not destroy the words of the cosmos,
do not slice with knives of hatred,
the sound, that was born
when breath was born.
People of the earth,
O … that no one means death,
when they say life –
and mean not blood,
when they say cradle –
People of the earth,
leave the words at their source,
for it is through them
that the horizons can move
into the true heavens
and with their night facing sides
like a mask behind which
the night yawns
they help the stars give birth –
Both the opening words from the Gospel of John and Nelly Sach’s poem were to form the basis of an installation.
The result was a triptych in the centre of which the word Logos can be seen in ancient Greek gold letters on black sand. The bottom of the two wedge-shaped wings is covered with scorched book pages, an expression for a book burning. A transparent film is stretched over the wing on which the poem Peoples of the Earth is written.
The finished work was set up and the wish arose to recite the poem while the camera was rolling. A Russian Orthodox choir can be heard in the background, which accompanied me during my working hours.
Looking back, the following day was decisive: I made the decision to have this wonderful poem translated into many languages and to spread it throughout the world as a counterweight to untruth and war. The person who finally made this possible was Mrs Christine Howard (South Africa/ Berlin), who not only compiled and recited the English version, but also undertook the painstaking and painstaking film and technical editing and ensured that the first film was initially distributed in two languages in Germany and South Africa. My special thanks go to her.
In the following days, Mrs Ingrid Vereia Casals (La Palma) produced the Spanish version. Days of work and mutual consultation resulted in an excellent Spanish version. Thanks to her marvellous efforts, the complete work of art grew and was immediately placed on the Spanish and South American web.
Thanks to special circumstances, it was possible to establish contact with Anna Cussinskaia-Diekamp (Moscow, Russia): She organised a translation of the Sachs poem by: Mr Vladimir Mukaschevitsch and recorded the text.
A balance was a matter of course: a Ukrainian version translated by Mrs Svitlana König (Berlin/Ukraine) was also published.
It is thanks to all of them that this synthesis of the arts has already been clicked on more than 3309 times on Rumble all over the world.
The reactions and comments were overwhelming and show how necessary it is to fight for truth, peace and life with the peaceful tool of art!
Andreas Hahn