Tagebucheinträge: Ostsee

INHALT

Würdigung eines Küchenschwammes

Auferstehung einer Kartoffelgabel

Würdigung eines Küchenschwammes

Die Sache mit dem Küchenschwamm begann an einem Frühlingstag an der Ostsee während eines ganz gewöhnlichen allmorgendlichen Abwasches. Während des routinemässigen Vorganges fand folgender Ablauf statt:

Die Handlung dass ein gebrauchter Zweckgegenstand in den neben-stehenden Mülleimer geworfen wurde. So auch an diesem Morgen, wo der abgenutzte Küchenschwamm das Ende seiner Zweckgebundenheit finden sollte – wäre da nicht bestimmter Moment gewesen, welcher seine Bestimmung veränderte.

Irritierend wirkte in diesem Augenblick diese ‘wegwerfende Geste’. Grund dafür war natürlich das Geruchserlebnis – sein optischer Anblick- seine fehlende Griffigkeit die Reinigungseffizienz betreffend – Kurz: Ein Blick – eine Empfindung – drei Sekunden und darauf folgend: Den Deckel des Mülleimer öffnen, und jene so automatische Handbewegung:  Ab in den Müll.

Eben dies wollte an diesem Morgen nicht, wie gewohnt, funktionieren. Der Küchenschwamm, welcher nun zwischen entsorgten Teebeuteln,  Apfelschalen und Verpackungen lag, wurde wieder herausgeholt.  Wie in einem Film spielte sich der vergangene Handlungsablauf  wieder und wieder ab: 

Abwasch – Geruchsmoment – optischer Anblick – Empfindung – automatische Handbewegung – herausholen aus dem Müll.

Die innere Situation begann erst dann sich zu beruhigen, als dem künstlerisch 20Suchenden klar zu werden begann, den Gebrauchsgegenstand künstlerisch umgestalten, und in einen kompositorischen Mittelpunkt  rücken zu wollen. Arbeitstitel des Vorhabens wurde:

Die Würdigung eines Küchenschwammes

Vergoldet sollte er werden, der Gegenstand des Anstoßes als Ausdruck für eine grösst möglichste Würdigung  – ein in der Nähe liegender Putzzlappen in seiner in  diesem Moment sich befindenden Ästhetik, sollte die Komposition unterstreichen – Lederpapier und Holzkohle wurden als zusätzliche Mittel verwendet.

Das Bedürfnis, die fertiggestellte Bildinstallation mit der gegebenen Ambiente in ein Verhältnis bringen zu wollen, erschien ein zweiter notwendiger Schritt – im Gegenzug zu der morgendlichen Geste.

Die Würdigung schien damit vollendet.

Die Auferstehung einer Kartoffelgabel

Ähnlich – und doch anders  – verhielt es sich mit der Sache der Kartoffelgabel.

Ähnlich dahingehend, dass dieser Gebrauchsgegenstand vermutlich in der Nähe des Meeres entsorgt wurde und am Strand als Strandgut sein weiteres Dasein fristete. Stil und Zinken waren in einem entsprechendem erodierten Zustand, jedoch durchaus ansehnlich – 0auf ihre Weise ästhetisch. Sie lagerte im Sand.

Auch hier drängte sich etwas vom Inneren herauf, dieses vermutlich so oft benutzte, und zur Ernährung beitragende Werkzeug, in einen anderen Kontext bringen zu wollen.

Ebenfalls das  Gold sollte als Grundton dienen. Auf alten Holzdielen wurde die Gabel montiert. Zeitungspapier, Seiden- und Lederpapier teilten die Grundfläche auf. Zwei vergoldete Schnüre verbanden den oberen Griff mit den unteren Spitzen der äußeren Zinken.

An seiner  ehemaligen Wirkungsstätte  wurde er installiert – die unter-schiedlichen Blickwinkel fotografisch festgehalten.

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